Meine
Eva hat kalte Füße - nicht im übertragenen Sinn, sondern ganz
real.
Eisklötze. Besonders abends, wenn der Kreislauf
runterfährt.
Kalte Füße im übertragenen Sinne kennt sie nicht. Keine Spur von Angst vor der eigenen Courage. Eva weiß, was sie will. Im Job. Im Leben. Und in unserer Beziehung sowieso.
Auch das Thema Heirat ist bei ihr nie ein Grund zum Zögern. Sie will. Ich auch. Und warum auch nicht? Schließlich hat sie den besten Mann an ihrer Seite, ihren Helden - also mich. (So stelle ich mir das zumindest vor.)
Seit
unseren Kommunikationsseminaren beobachte ich Veränderungen - bei
mir, aber besonders bei ihr. Eva ist klein, aber präsent.
Sie
sagt, sie sei 1,61 m.
Ich schätze: eher 1,59 m.
Aber
wen interessiert’s?
Ihre Körpergröße löst bei Männern diesen klassischen Beschützerinstinkt aus. Und ihr Gesicht - Ein offenes Buch. Ehrlich, freundlich, glasklar - so klar, dass jeder denkt, er könne sie sofort lesen und genau das macht sie so überzeugend.
Eva kommt gut an. Vor allem bei Männern. Das ist natürlich nicht ganz ungefährlich - aber ich bleibe wachsam. Und sie? Sie weiß genau, was sie tut. Sie flirtet nicht mit jedem - sie kommuniziert auf einer Ebene, die nicht sexuell konnotiert ist.
Nicht, dass sie es nicht könnte. Natürlich kann sie. Aber sie entscheidet sich dagegen, weil sie längst verstanden hat: Was auf der sexuellen Seite der Kommunikations-Klaviatur verführerisch klingt, hält selten einem Langzeittest stand.
Eva spielt nicht mit Reizen. Sie spielt mit Haltung. Und das ist auf Dauer die stärkere Karte.
Kleidung, Auftreten, Körpersprache - alles bei ihr ist auf Wirkung und Wirksamkeit getrimmt. Nicht auf Aufmerksamkeit um jeden Preis, sondern auf Nachhaltigkeit. In der Männerwelt ist das nicht immer leicht. Aber sie macht es sich bewusst nicht leicht, und genau deshalb nimmt man sie ernst.
Die Details von Frauenkleidung interessieren Männer in aller Regel nicht. Was sie tragen, wie viel es gekostet hat, von wem es ist - komplett egal. Aber: Die Signale, die Kleidung sendet, die nehmen wir sehr wohl wahr.
Das erklärt auch, warum die meisten Männer keine einzige Sache aufzählen können, die ihre Partnerin beim letzten Date getragen hat - aber genau wissen, ob sie sie attraktiv fanden oder nicht.
Das ist kein Desinteresse - das ist einfach ein anderer Fokus. Wir sehen nicht „Seidenbluse mit goldenen Knöpfen“ - wir sehen: „Die strahlt heute. Die will was.“
Für Frauen heißt das im Umkehrschluss: Es ist völlig wurscht, wie teuer oder extravagant das Outfit ist - beeindruckend wird’s dadurch nicht unbedingt.
Wer uns beeindrucken will, braucht keine Designer-Klamotten - ein Lächeln und ein bisschen Natürlichkeit reichen oft völlig aus. Selbst eine ausgeleierte Schlabberjeans kann mehr Eindruck hinterlassen als die teuerste Haute Couture.
Meine Freundin Kirsten - die mit der Vorliebe für diese blondgelackten Rotz Stuards - hat ein echtes Problem: Sie wird sich nie ein eigenes Auto leisten können. Warum? Weil sie bis zu 30 % ihres Gehalts in ihr Outfit investiert.
Ja gut, wenn man sie fragt, macht sie das natürlich für sich. Nicht, um ihre Stuards zu beeindrucken. Ist klar. Aber mal ehrlich: Wenn’s nur um Sex geht, täte es ein Kartoffelsack auch und wenn’s um einen Langzeitpartner geht, dann fährt Frau mit einem Lächeln und einer Schlabberjeans deutlich erfolgreicher.
Die wichtigen Attribute erkennt man ohnehin. Ob sie nun betont oder versteckt werden, sagt am Ende viel mehr über die Trägerin, als über den Rocksaum.
Und jetzt - zurück zu den kalten Füßen.
Die tauchen bei Eva immer dann auf, wenn sie abends runterfährt. Sofa, Decke, Film - zack: Eiszapfen.
Sie
schiebt sie dann kurzerhand unter mein T-Shirt. Direkt auf die
warme Haut.
Ich zucke, japse, gehe kurz in Schockstarre - aber
bleibe natürlich heldenhaft liegen. Was tut man nicht alles für
die Liebe.
Kalte Füße scheinen ein universelles Frauenthema zu sein. Aber warum eigentlich?
Sie werden es nicht glauben, aber ich habe da eine Theorie: kalte Füße sind ein evolutionärer Vorteil.
Früher - als Männer noch Mammuts jagten und Frauen Höhlen in Schuss hielten - mussten die Frauen mit den kalten Füßen des öfteren zu den Kerlen unters Bärenfell, zum Aufwärmen. Und was geschah da? Richtig.
Die Frauen mit warmen Füßen blieben allein. Die mit den Eiszapfen bekamen Körperkontakt und Nachwuchs.
Mit anderen Worten: Eure Mütter haben Schuld, dass ihr heute kalte Füße habt!
Da lässt sich doch was draus machen. Beim nächsten Familienbesuch: Einfach mal mit nackten Füßen und leiser moralischer Überlegenheit auflaufen.
„Hallo Mama. Du bist schuld. Und frieren tu ich auch.“
Hier rechts geht es zum nächsten Kapitel ➽
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